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Ein gesunder Stoffwechsel – ein gesundes Pferd! Füttern wir unsere Pferde krank? (Teil 1/2)

Immer häufiger treffe ich in meiner Praxis auf Pferde mit Gesundheitsstörungen, die bei einer näheren und ganzheitlichen Betrachtung auf eine Stoffwechselproblematik hinweisen.

Während der Anamnese wird schnell deutlich, dass der oftmals schleichende Prozess bereits über einen langen Zeitraum besteht. Der Weg beginnt mit einer Stoffwechsel-überlastung über eine Stoffwechselverschlackung bis zu einer Stoffwechselstörung. Der gesamte Organismus kommt aus dem Gleichgewicht, was zu chronischen Gesundheitsstörungen führen kann.

Ein kurzer Überblick zur Aufgabe und Funktion des Stoffwechsels:

Der Stoffwechsel sind mehrere chemische Prozesse im Organismus, die die Körperzellen mit allen notwendigen Stoffen (z.B. aus Nahrung, Flüssigkeit, Sauerstoff) versorgen und wiederum überflüssige Stoffe (z.B. Gifte und Schlacken) aus dem Körper ausleiten.
Die Leber übernimmt dabei eine zentrale Rolle. Die im Magen und Darm vorbereiteten Nahrungsbestandteile werden über die Darmschleimhaut in die Pfortader zur Leber transportiert und dort „gecheckt“. Nährstoffe werden an das Blut weitergegeben, Abfallprodukte und Giftstoffe zum Abtransport mit Hilfe der Ausscheidungsflüssigkeit der Galle in den Darm zurückgegeben und von dort ausgeschieden.

Auch die Niere ist ein wichtiges Organ des Stoffwechsels. Sie filtert Gift- und Harnstoffe aus dem Blut und scheidet diese über den Harnweg aus. Sie reguliert den Säuren- und Basenhaushalt. Weitere Organe des Stoffwechsels sind neben der Leber und Niere, der Darm, die Haut, das Blut und das Lymphsystem.

Was ist also eine Stoffwechselverschlackung?

Eine Stoffwechselverschlackung ist dann gegeben, wenn Substanzen der Stoffwechselvorgänge in den Hauptorganen Leber und Niere, aufgrund einer Überlastung ihrer Funktionen, nicht mehr optimal aufgespalten, weitertransportiert oder ausgeschieden werden und dadurch diese sich in Fettpolstern, im Gewebe, im Darmbereich, in Gefäßwänden und Strukturen des Bewegungsapparates ablagern. Hinzu kommt, dass die Verwertung einzelner Nährstoffe erschwert wird und die Substanzen bzw. Nährstoffe nicht mehr dort ankommen, wo sie gebraucht werden.

Wie kann eine Stoffwechselverschlackung beim Pferd entstehen?

Führen wir dem Pferd kontinuierlich Stoffe zu (z.B. über Futter, Arzneimittel, Wasser), die nicht verarbeitet werden können, oder die der Körper gar nicht braucht, die durch ein Zuviel überlasten oder giftige Substanzen enthalten, so wirkt sich das auf Dauer (und steter Tropfen höhlt den Stein!) belastend auf den gesamten Stoffwechsel des Pferdes aus. Es kommt zu der oben beschriebenen Überlastung des Leber- und Nierenaktivität (Entgiften, Entschlacken und Ausscheiden) und es beginnt eine schleichende Stoffwechselverschlackung, die sich auf den gesamten Organismus ausdehnen kann.

Was sind die Ursachen?

Häufiger trifft es die sog. Robustrassen, also Rassen, die ursprünglich aus kargen Klimazonen und Gebieten stammen: Wüsten-, Gebirgs- oder Seenlandschaften (natürlich können auch alle anderen Pferderassen an einer Stoffwechselproblematik erkranken). Der Organismus dieser leicht futtrigen oder stoffwechselträgen Rassen ist aufgrund des kargen Nahrungsangebots auf lange Futteraufnahmen programmiert und zusätzlich genetisch danach ausgerichtet, aus dem Futterangebot das Maximale herauszuholen.

Die sogenannten Robustrassen leiden in unseren Gebieten sehr oft an einem „Zuviel des Guten“ oder sie bekommen über die Nahrung Stoffe zugeführt, die sie gar nicht verwerten oder aufschließen können, da ihre Verdauung und der Stoffwechsel rassebedingt nicht danach ausgerichtet sind.

Die Vielzahl der „großen und kleinen“ Ursachen, die zu einer Stoffwechselproblematik führen, möchte ich nachfolgend aufzeigen. Ganz selten ist diese nur auf eine Ursache zurückzuführen, eher ist es ein Zusammenwirken vieler einzelner Faktoren. Ein meist anfangs unbemerkter Prozess mit harmlosen Anzeichen und Symptomen, die gar nicht als Stoffwechselproblematik erkannt oder als solche ernst genommen werden. Auf diese Symptome komme ich später noch ausführlicher zurück.

Beginnen wir mit den Themen „lange Weidezeiten“ und/oder „junges“ und rohfaserarmes Gras.

Junges, faserloses, strukturloses Gras (zu wenig Zellulose, zu viel Zucker, zu viel Stärke, zu weich!) ist wie eine Nährstoffbombe. Die kurzen Gräser sind bereits mit einem Maximum an Nährstoffen für einen ganzen Halm ausgestattet. Dies gilt nicht nur für die Weiden im Frühjahr, sondern auch für überweidete Grasflächen.

Hinzu kommen zu lange Weidezeiten und somit zu lange Futteraufnahmezeiten. Zum einen entsteht durch das Zuviel des Guten eine permanente Leberstoffwechsel-überlastung und zum anderen führt das zu Übergewicht, was immer mit einer Stoffwechselverschlackung einher geht. Die Stoffwechselproblematik nimmt ihren Lauf.

Wesentlich: Der Pferdedarm verfügt über ein eigenes Nervensystem und benötigt gerade deswegen die Reize von rohfaser- und strukturreichem Futter für eine optimale Verdauung. Ist das nicht gegeben, kann es im Darm zu Fehlgärungen (Kolik) und zu einer vermehrten Bildung von Endotoxinen kommen, die über das Blut im ganzen Körper verteilt werden (Gefahr von Hufrehe).

Die Lösungen sind begrenzte Weidezeiten oder Portionsweiden (mit bedarfsgerechten Heurationen im Auslauf), Weiden mit vorwiegend rohfaserreichem Gras (ca. ab Juni), oder pferdegerechten Magergräsern und das dazu gehörige Weidemanagement.
Die Weide sollte für die Psyche des Pferdes gedacht sein und nicht zur Ernährung!

Im engen Zusammenhang mit der oben beschriebenen Problematik ist, die noch immer weit verbreitete Meinung, Pferde, die nicht „arbeiten“, brauchen auch kein Kraftfutter. Dies wirkt sich kontraproduktiv auf das Fressverhalten aus. Gras oder Heu zeichnet sich, im Verhältnis zu Kraftfutter, durch einen relativ geringen Energiegehalt aus. Die Pferde werden mit einem vermehrten Fresstrieb versuchen ihren Energiehaushalt mit Masse auszugleichen. Entweder mit einem „Mehr“ auf der Weide oder mit Heu aus der Raufe.

Gerade das führt dann zu Gras- und Heubäuchen und nicht selten auch hier zu einer krankhaften Verfettung (Kamm, Schulter, Kruppe, Bauch und Brust), die ein Grund für die zunehmende Verschlackung des gesamten Organismus ist.

"Eine Stoffwechselverschlackung ist dann gegeben, wenn die Substanzen der Stoffwechselvorgänge in den Hauptorganen Leber und Niere, aufgrund einer Überlastung ihrer Funktionen, nicht mehr optimal aufgespalten, weitertransportiert oder ausgeschieden werden."

Ist die Verfettung bereits zu weit fortgeschritten ist unbedingt eine langsame kontinuierliche Gewichtsreduzierung angesagt. Wichtig ist langsam, sonst kann dies zu einer gefährlichen Leberstoffwechselstörung kommen, denn der Körper des Pferdes muss, zusätzlich zu seiner normalen Stoffwechseltätigkeit, die abgelagerten Schlack- und Giftstoffe aus den Fettpolstern verarbeiten.

An dieser Stelle vorab zum Thema Kraftfutter:
Jedes Pferd, auch wenn es nicht arbeitet, braucht einen Grundumsatz an Energie für seinen Erhaltungsstoffwechsel (= für die elementare Funktion des gesamten Organismus). Mit entsprechend angepassten Kraftfuttergaben (die häufig nicht mit den Empfehlungen des Herstellers konform sind – eher weniger füttern!) kommt der Energiehaushalt und das Fressverhalten wieder ins Gleichgewicht.

Auch die Meinung „durch Kraftfutter bekommt mein Pferd Hufrehe“ hält sich standhaft. Leider ist das ein großer Trugschluss: Die häufigste Ursache ist ein bereits vorher überlasteter Stoffwechsel gerade aus der bereits oben beschriebenen Problematik. Meist ist es nur noch der Tropfen, der dann das Stoffwechselfass zum Überlaufen bringt. (Während einer akuten Rehe, aber auch für nach der Rehe, ist das Thema Fütterung gesondert zu betrachten, siehe auch Artikel „Hufrehe – häufig eine schleichende Vergiftung“ auf meiner Homepage oder auf Facebook).

Achtung! Luzerne sind für Robustrassen und leichtfuttrigen Pferden kein Alternative! Zu wenig Energie, zu wenig Struktur, zu viel Eiweiß (!), zu üppig!

Verzichten Sie auch auf siliertes Gras. Es ist Gärfutter und strukturarm. Dazu ist eine durchgehend saubere Silierung von pferdegerechten Gras kaum möglich. Die Folge sind Toxine im Körper und eine Übersäuerung des Organismus. Das Pferd hat nicht vier Mägen – siliertes Gras ist Futter für Wiederkäuer!

Es versteht sich von selbst, dass Gras, Heu und Kraftfutter in einem qualitativ einwandfreien Zustand (frei von Schimmel, giftigen Schadstoffen und giftigen Pflanzen) sein müssen. Allerdings erlebe ich immer wieder, dass „mal schnell“ noch der Rest des bereits ange-schimmelten Heus oder der mit Pilzen belastete Hafer verfüttert werden „muss“ (???). Unausweichlich reichern sich so im Körper Toxine und Schlacken an und die Stoffwechselvergiftung ist vorprogrammiert.

Ebenso ist eine Fütterung von Grascobs nicht zu empfehlen. Aufgrund des faserarmen Materials verbrauchen diese mehr Energie für die Verdauung als sie dem Pferd zur Verfügung stellen. Wie oben beschrieben, benötigt der Darm faser- und strukturreiches Futter für eine optimale Verdauung!

Das gute alte „Mash“ und die Idee, „mein Pferd bekommt im Winter einmal pro Woche eine warme Mahlzeit“.

Es ist vielleicht gut gemeint, aber nicht gut gemacht. Es ist sehr belastend für die Darmflora. Die z.B. „Einmal pro Woche-Gabe“ ist eine plötzliche Futterumstellung und legt die wichtigen Darmbakterien lahm (und das jede Woche!), die zur Zersetzung, Aufspaltung und Transport der Nahrungsbestandteile gebraucht werden. Außerdem: Das Pferd ist kein Breifresser! Auch Rübenschnitzel gehören, wie Mash, maximal zur Rekonvaleszens und nicht dauerhaft gefüttert. Mit ihrem hohen Zucker- und Pektingehalt verschlacken sie den Organismus (Gasen, dicke Beine).

Im zweiten Teil geht es weiter mit dem Themen Kraftfutter, Mineralfutter, Medikamente, Faktor Stress bis hin zu den Anzeichen einer Stoffwechselverschlackung und deren Folgen.

Bildnachweis: Rawpixel

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