Ein gesunder Stoffwechsel – ein gesundes Pferd! Füttern wir unsere Pferde krank? (Teil 2/2)
Kommen wir zum Thema Kraftfutter.
Hafer ist immer noch das am leichtesten verdauliche Kraftfutter. Allerdings ist dieser aufgrund der sehr weit verbreiteten Stoffwechselproblematiken (Leberstoffwechsel) nur selten anzuraten. Hier bieten aufgeschlossene Getreidemischungen bzw. Müsli (Dinkel, Gerste, Mais) eine gute Alternative.
Aber Vorsicht! Die angebotenen Fertigmischungen enthalten häufig Komponenten, die sich sehr kontraproduktiv auf den Stoffwechsel auswirken. Dazu gehören Abfallprodukte bzw. Press- und Mahlrückstände aus der Obst- und Getreideverarbeitung (z.B. Apfeltrester, Haferschälkleie, Apfelsirup, Traubenschalen, Traubenkerne, Luzerne gehäckselt, Zuckerrübenfaser, Sonnenblumenkerne, Obstessig, Biertreber, Weizengrießkleie u.v.m.), ebenso wie Kräuter (ist Phytotherapie!) und Zusätze wie z.B. Ingwer, Knoblauch (gefäß- und schleimhautschädigend) oder Seealgen. Das alles gehört nicht in die tägliche Futterration eines Pferdes!
Achten Sie beim Kauf von Getreidemischungen auf Transparenz der Zusammensetzung. Der Anteil des darin enthaltenen Getreidesorten und der weiteren Inhaltsstoffe bzw. Komponenten sollte einzeln und deutlich ausgewiesen sein. Ein hoher Getreideanteil versteht sich von selbst und dieser sollte nicht überwiegend aus Flocken, Kleie oder Gehäckseltem bestehen.
Auch alte Pferde und solche mit Zahnproblemen fressen problemlos eingeweichtes oben beschriebenes Kraftfutter oder Getreidemischungen.
Ähnlich ist es beim Thema Mineralfutter. Füttern wir einzelne Getreidesorten, z.B. Hafer, darf das Mineralfutter nicht fehlen (bitte beachten, in Fertigmischungen von Kraftfutter häufig bereits enthalten). Auch hier gilt das gleiche wie beim Kraftfutter: Kräuter, Knoblauch, Zucker und sonstige Komponenten haben in einem Mineralfutter nichts zu suchen. Achten Sie auch hier auf die Zusammensetzung: Außer Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen sollten max. ein bis zwei „Trägerstoffe“ enthalten sein. Die Mineralfuttergaben müssen zudem bedarfsgerecht zugegeben werden (nicht ungeprüft die Fütterungsempfehlungen verabreichen).
Der Organismus eines eingestellten und gesunden Stoffwechsels braucht lediglich eine Ergänzung!
Leider ist es häufig so, dass die Pferde nicht an einer Unterversorgung an Mineralstoffen oder Vitaminen leiden, sondern, dass eben durch den überlasteten Stoffwechsel diese nicht mehr da im Körper ankommen, wo sie gebraucht werden. In der Praxis treffe ich immer wieder auf Pferde mit getestetem Mangel an Mineralien oder Vitaminen.
Die Pferdebesitzer sind dann versucht, nach bestem Wissen und Gewissen, mit Nahrungsergänzungsmitteln, mit höheren Dosen an Mineralfutter- oder zusätzlichen Vitamingaben und/oder mit Kräutern das Ganze auszugleichen. Aber genau das ist das Fatale daran, denn Mineralien, Vitamine und Kräuter gehen als erstes in die Leber. Der eh schon überlastete Stoffwechsel bekommt jetzt noch was obendrauf, er kann die Verteilung oder das Ausscheiden des Zuviels nicht mehr leisten. Die erste Lösung muss hier immer eine Stoffwechselentlastung sein! Beachten Sie, dass der Organismus eines gesunden Pferdes seinen Vitaminbedarf aus einer qualitativ einwandfreien und pferdegerechten Nahrung selbst bilden kann.
Verzichten Sie auf Minerallecksteine. Die Dosierung der Aufnahmen ist zu ungenau. Die oft herrschende Meinung: „die Pferde holen sich schon das, was sie brauchen“, ist falsch, denn der stoffwechselüberlastete Organismus kann das nicht mehr „beurteilen“.
Reine Salzlecksteine sollten jederzeit verfügbar sein.
Äpfel, Karotten, Bananen und Brot?
Vorsicht! Auch hier ist häufig ein „Zuviel des Guten“ mit die Ursache für Stoffwechselverschlackungen. Äpfel übersäuern, Möhren (billige, schnell gezüchtete Futtermöhren, so wie wir sie häufig in Ställen in ganzen Säcken sehen) enthalten einen für das Pferd viel zu hohen Nitratgehalt (Alternative: Biomöhren), Brot belastet durch seinen zu hohen Phosphatgehalt (Calciumräuber) und das Kalium von mehr als einer Banane pro Monat reichert sich im Organismus an. Nitrat, Phosphat und Kalium sind bei der oben beschriebenen „Überfütterung“ (Gras, Heu) bereits in der täglichen Futterration mehr als genug enthalten. Mit Äpfeln, Karotten, Bananen und Brot muss rationiert umgegangen werden! Für ein Großpferd gilt max. 1 – 2 Biomöhren oder Äpfel oder Brotscheiben pro Tag! Und Leckerlis sollten Leckerlis bleiben.
"Eine Stoffwechselverschlackung ist dann gegeben, wenn die Substanzen der Stoffwechselvorgänge in den Hauptorganen Leber und Niere, aufgrund einer Überlastung ihrer Funktionen, nicht mehr optimal aufgespalten, weitertransportiert oder ausgeschieden werden."
Auch Medikamentengaben haben Auswirkungen auf den Stoffwechsel. Gerade Impfungen und Wurmkuren nach Plan belasten den Leber- und Nierenstoffwechsel enorm.
Oft sind unsere Pferde durch jährliche Mehrfachimpfungen bereits „durchgeimpft“. Wichtig wäre es, wenn notwendig, nur bedarfsgerecht zu impfen und wenn, nur Einzelimpfstoffe einzusetzen mit einem entsprechenden Impfabstand (Tierarzt: „diese sind zu teuer und müssen extra bestellt werden!“ – an die Kosten, die dann für die Behandlung eines Pferdes in Bezug auf die Folgen einer Stoffwechselstörung bezahlt werden müssen, wird in diesem Moment nicht gedacht).
Ebenso sollten die Besitzer auf Impfstoffe bestehen, deren Hersteller einen mehrjährigen Schutz bieten. Jährliche Wiederholungsimpfungen sind bei einigen Herstellern nach einer Grundimmunisierung nicht notwendig! Ähnlich ist es beim Thema Wurmkuren. Entwurmen bei Pferden ist wichtig, allerdings brauchen Pferde nicht 4 x jährlich eine Rundum- oder Depotwurmkur. Es gilt: Impfungen und Wurmkuren nicht nach Plan, sondern nach Bedarf evtl. Kotproben einschicken und testen lassen, ob eine Wurmkur notwendig ist.
Medikamentengaben, Wurmkuren und Impfungen können darüber hinaus homöopathisch begleitet und damit die Nebenwirkungen entschärft werden.
Last but not least muss auch das Trinkwasser in einem einwandfreien Zustand sein. Leider wird in Ställen und auf Weiden immer noch mit schwarzen Mörteleimern (sind nicht lebensmittelecht) getränkt. Die Auswirkungen sind fatal. Das Wasser schwemmt stetig die Weichmacher aus dem Material. Das sind hochgiftige Toxine, die alleine durch UV-Einstrahlung (auch ohne Sonneneinwirkung) aus dem Material gelöst und permanent mit dem Trinkwasser aufgenommen werden und direkt in die Leber gehen. Es gibt inzwischen im Reitsporthandel oder auch im Fleischerei- bzw. Gastrohandel lebensmittelechte Alternativen. Die Investition zahlt sich auf Dauer ganz bestimmt aus!
Um die Ursachen einer Stoffwechselverschlackung ganzheitlich abzurunden möchte ich noch auf den Faktor Stress bei Mensch und Tier eingehen.
Stress, z.B. durch Stallwechsel, Tod eines Tierpartners, Leistungsdruck, Haltung oder auch anhaltender Stress der Bezugsperson, beeinflussen den Stoffwechsel unserer Pferde enorm. Bei Menschen und Tieren wirkt Stress bis ins Innerste der Zellen und kann dort zu Veränderungen führen, die den Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht bringen.
Welche Anzeigen deuten auf einen überlasteten Stoffwechsel hin?
Wie bereits am Anfang aufgezeigt, beginnt die Stoffwechselproblematik mit „scheinbar harmlosen“ äußeren Anzeichen und Symptomen:
Trockenes oder fettiges Fell, trockene oder fettige Schuppen mit Schorfbildung, schlecht heilende Wunden und Narben, Mauke, sog. „Liegestellen“ an den Außenseiten der Sprunggelenke, schwammige Gewebestellen an den Fessel- und Sprunggelenken, tränende Augen, Scheuerstellen an Mähne und Schweifansatz, Übermäßiger Befall an Ektoparasiten (Insektenstiche, Zeckenbisse) oder Wurmbefall, Strahlfäule, ausgebrochene Hufe und/oder Futterrillen im Horn, schwammiges Gewebe an der Bauchnaht (z.B. bei Stuten vom Nabel bis zu den Zitzen), Übergewicht oder schlankes Pferd mit dickem Bauch (z.B. der „hochtragende“ Wallach), Mattigkeit.
Erinnern wir uns: Bei einer Stoffwechselverschlackung sind bereits die wichtigsten Organe des Stoffwechsels, Niere und Leber, überlastet. Die oben beschriebenen Anzeichen deuten darauf hin, dass der Körper versucht über „falsche“ Wege (Haut, Fell, Hufe oder andere Körperöffnungen) sich dieser Schlackenstoffe zu entledigen.
Hier ist es grundlegend falsch symptomatisch an den einzelnen Anzeichen herumzu laborieren. Als erstes muss dringend eine Stoffwechselaktivierung und/oder eine Stoffwechselentlastung eingeleitet werden. In der Praxis erfahre ich aber immer wieder, dass der Mensch schnell versucht, mit allen möglichen Cremes, Salben, Wässerchen, Kräuter usw., diese „unschönen“ Symptome „in Griff zu kriegen“. Das Schlimme daran ist, dass dadurch diese „Ausleitungsstellen“ von außen verschlossen und „zugepappt“ werden und die Schlacken im Körper bleiben. Nur weil das Symptom weg ist, ist noch lange nicht die Ursache behoben!
Auch der Versuch mit Kräutern hier Abhilfe zu schaffen, ist an dieser Stelle äußerst kontra-produktiv. Der eh schon überlastete Stoffwechsel kann diese nicht mehr verarbeiten. Übrigens: Freilebende Pferde würden in der Natur niemals diese Menge an Kräutern finden oder zu sich nehmen, die verabreicht und verfüttert werden.
Es beginnt ein Teufelskreis, denn der Organismus wird versuchen nach und nach weitere Ausleitungswege zu finden. Aufgrund der bereits fortgeschrittenen Stoffwechselverschlackung und -überlastung kann dies zu ernsthaften Gesundheitsstörungen führen.
Das können z.B. sein: Immer wiederkehrender Husten, Ekzeme, Allergien, Kotwasser, Durchfall, Arthrosen (durch Ablagerung in den Gelenken), Hufabszesse, Hufrehe, Probleme des Bewegungsapparates, Verspannungen, psychische Auffälligkeiten bis hin zu einem eingeschränkten Vitalzustand des Pferdes,
Der Kreis schließt sich! Die bereits über einen langen Zeitraum andauernden anfangs „harmlosen“ Symptome werden jetzt mit den auf eine tiefere Ebene gesunkenen Beschwerden nicht mehr in Zusammenhang gebracht. Häufig wird auch jetzt wieder versucht werden, die Symptome zu behandeln und nicht die Ursache.
Ein chronischer Prozess, des oben beschriebenen Geschehens nimmt seinen Lauf……..
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